Schwimmende Städte

Seit einigen Jahren wird der Lebensraum Wasser auch als Wohnraum erschlossen. Ein Blick auf mutige Visionen und reale Projekte von schwimmenden Städten. 

Die Zeichen stehen auf Offshore

Schwimmende Städte: Wellen

Veränderte klimatische Bedingungen und neue Wohnbedürfnisse nach noch mehr Exklusivität setzen Kreativität frei und ungewöhnliche Vorhaben in Gang. Die Ozeane, die lange als „last frontier“ – als letzte, unerschlossene Areale auf der Erdhalbkugel galten – rücken vermehrt in den Fokus von Architekten, Visionären und Wissenschaftlern, um auf ihnen neue Offshore-Habitate zu entwickeln. Kein Wunder: Der Mensch ist Meister der Anpassung.

Einzelne Wohnhäuser, Wahrzeichen und ganze Stadtviertel auf dem Wasser gibt es längst. Ehrgeizige Pläne gehen aber noch viel weiter. Oder wurden zum Teil schon in die Tat umgesetzt. Überwasser-Wohnraum für bis zu 10.000 Menschen sollen in Zukunft möglich sein. Höchste Zeit für eine kleine Projektschau der ganz großen Vorhaben. 

Ein Hauch von „Waterworld“: Oceanix City

Vom Architekturbüro BIG stammt die Idee für Oceanix City. Das Grundprinzip: Sechs Inseln bilden jeweils ein ca. 120.000 Quadratmeter großes Dorf für 1.650 Einwohner. Mit diesem Cluster wären dann Archipele für bis zu 10.000 Einwohner möglich. Die Infrastruktur soll unabhängig von Land und Leuten funktionieren: Eigene Wind- und Wasserturbinen sowie Sonnenkollektoren sorgen für Energie, auch die Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft laufen autark. Enthüllt wurden die Pläne in 2019 am Runden Tisch der Vereinten Nationen für nachhaltige schwimmende Städte.

Geplant ist zunächst die Produktion eines Prototyps auf dem New Yorker East River. 

Luxus auf dem Wasser: Anse du Portier

Schwimmende Städte: Anse du Portier

Wohnraum ist knapp, vor allem in Monaco, dem zweitkleinsten Staat der Welt. Schon lange macht man sich hier Gedanken, wie und wo neue Luxusdomizile für zahlungskräftige Zielgruppen auf nur zwei Quadratkilometern Landesfläche entstehen können. 

Nun ist die Lösung gefunden. Für zwei Milliarden Euro entsteht bis 2025 Anse du Portier, eine künstliche Halbinsel vor der Küste Monacos. Auf 60.000 Quadratmetern wird es unterem anderem neue Geschäftsflächen, 120 Luxus-Appartements und einen Yachthafen geben.

Ein Vorhaben, das zeigt: Wasser als Wohnraum zu erschließen, hat auch eine prestige-orientierte Komponente.

Anziehungsmagnet für die Welt: Palm Jumeirah

Schwimmende Städte: Palm Jumeirah

Das wohl berühmteste Beispiel für ein imagegetriebenes Offshore-Projekt ist Palm Jumeirah in Dubai. Angeblich wurden im Jahr 2001 sage und schreibe 94 Millionen Kubikmeter Sand und 7 Millionen Tonnen Stein für den Bau der künstlichen Halbinsel in Form einer Palme verwendet.

Heute präsentieren sich diverse Luxushotels auf „The Palm“, die über einen 25 Meter unter dem Meeresspiegel liegenden Autotunnel erreicht wird. Sogar aus dem Weltraum soll die Palmen-Silhouette zu erkennen sein. Es sind auch öffentlichkeitswirksame Details wie diese, die die PR-Seite von derartigen Projekten deutlich machen.

Nachhaltige Niederlande: Rotterdams schwimmender Pavillon

Schwimmende Städte: Rotterdams schwimmender Pavillon

Internationaler Vorreiter in Sachen Offshore sind die Niederlande – und das hat seinen Grund. Ein Drittel des Landes liegt unterhalb des Meeresspiegels. Wenn die Weltmeere durch den klimatischen Wandel weiter steigen, muss gerade dieses Land – neben Inselstaaten wie zum Beispiel Polynesien – Wohnkonzepte auf dem Wasser eher kurz- als langfristig denken.

Erfolgreiche Beispiele finden sich bereits viele in den Niederlanden, zum Beispiel die Schiphol-Siedlung in Amsterdam, die durch sein konsequentes Nachhaltigkeitskonzept überzeugt. Der schwimmende Pavillon Rijnhaven in Rotterdam gilt als Musterbau für intelligente Leichtbauweise auf dem Wasser. 50 Meter lang, 12 Meter hoch – wie ein futuristisches Gewächshaus wirkt es auf den Betrachter.

Das Besondere: Eine Reihe von Hightech-Materialien wurden hier verbaut. Ein ausgeklügeltes Stahlskelett trägt die Kuppeln. Die Fenster wirken gläsern, wurden aber aus einer ultraleichten Spezialfolie gefertigt. Zudem ist das Fundament stabil wie Beton, hat aber nur 40 Prozent der Dichte von Wasser. Das Ergebnis: Der Pavillon schwimmt!