Made in Mondsee: SUP-Boards aus Holz

Holz SUP-Boards

Gerald Aichriedler liebt Stand-up-Paddling. Die Bretter, die für ihn die Welt bedeuten, baut der Tischler selbst: edle SUP-Boards aus heimischem Holz. Wir trafen ihn in seiner Werkstatt am österreichischen Mondsee.

>>Was Du selbst gemacht hast, hat einen höheren Wert.
Da weißt Du, wie viel Arbeit drin steckt.<<

- Gerald Aichriedler, SUP-Bauer aus Oberösterreich


Hingucker: Geralds selbst gebaute SUP-Boards

Formvollendet, puristisch und aus feinstem Holz – die SUP-Boards von Gerald Aichriedler sind echte Hingucker. Wenn der begeisterte Stand-up-Paddler mit einem seiner selbst gebauten Bretter von seiner Werkstatt in der oberösterreichischen Gemeinde Mondsee zum gleichnamigen See läuft, schauen die Leute auf. So außergewöhnlich und beeindruckend ist sein über vier Meter langes Sportgerät.
2008 hat sich der gelernte Tischler hier 20 Kilometer östlich von Salzburg selbstständig gemacht. In seiner Werkstatt, wo zu jener Zeit noch vorwiegend Möbelstücke und Küchen entstanden, liegen heute Ski auf der Werkbank – und SUPs beziehungsweise Paddleboards, wie die surfboardähnlichen Bretter korrekt heißen.

Das Publikum in seinen Workshops ist bunt gemischt

Holz SUP Board

„Die meisten SUPs entstehen in meinen Workshops“, sagt der 45-Jährige. „Gemeinsam mit den Kunden arbeite ich an ihren Paddleboards, leite sie an und baue mit ihnen exakt das Sportgerät ihrer Wünsche.“ Die Idee zu den Workshops kam ihm vor rund zehn Jahren.
Der Vorteil dieses Konzepts: „Einerseits gibt es mir sehr viel, mit Leuten zusammenzuarbeiten. Du lernst dabei wertvolle Menschen kennen, und jeder bringt noch mal neue Ideen ein“, sagt Gerald. „Andererseits bekommen auch die Kunden einen viel engeren Bezug zu dem Gegenstand. Was du selbst gemacht hast, hat einen höheren Wert.“
Vom Zwölfjährigen, der mit seinem Vater einen Workshop bei Gerald besucht, bis hin zur Dame im Rentenalter – das Publikum ist bunt gemischt. Und wer glaubt, dass eher Männer an der Werkbank stehen, der irrt. „Es ist sehr ausgewogen“, sagt der SUP-Bauer.


SUP-Boards aus Holz: Das allermeiste ist Handarbeit

Handarbeit SUP-Boards
Etwa 60 Stunden Arbeit stecken in jedem seiner SUP-Boards. Gerald fertigt sie meist in einer Mischung aus Leistenbauweise und der „Stitch-and-Glue“-Bauweise, einer Holzverbindungsmethode, die ursprünglich aus dem Bootsbau kommt.
In seiner Holzwerkstatt ist auch ein Laser im Einsatz. „Früher habe ich die Einzelteile für das innen liegende Gerippe noch mühselig mit einer Papierschablone aufgezeichnet, mit einer Stichsäge ausgeschnitten und dann geschliffen. Das übernimmt heute alles der Laser“, sagt er.
Der ganze große Rest aber ist Handarbeit. Zum Beispiel, wenn er das Gerippe, bestehend aus einer Längs- und zwölf bis dreizehn Querstreben, zusammensteckt. Für das Innenleben des Boards hat das verwendete Pappelholz die perfekten Eigenschaften – vor allem, weil es extrem leicht ist.

Der Mann vom Mondsee setzt auf Nachhaltigkeit

Holz SUP-Board

Das wackelige Gerippe, das wie das Grätengerüst eines Fisches aussieht, erhält seine Stabilität dann durch die Außenecken aus Massivholz, sogenannte Anleimer. Diese werden auch beim finalen Paddleboard sichtbar sein und zusammen mit der „Außenhaut“ aus Massivholzleisten zu einer glatten Fläche verschliffen.
Deshalb setzt der Mann vom Mondsee hier nicht auf Pappel, sondern auf das gleiche Holz, aus dem auch die Oberfläche bestehen wird: etwa Birke, Fichte oder Douglasie. „Die Fichte kommt direkt aus den angrenzenden Wäldern, die Douglasie wiederum aus Kremsmünster in Oberösterreich. Ich achte bei den Materialien sehr darauf, dass sie nachhaltig sind und keine langen Wege hinter sich haben.“
Kunststoffe setzt Gerald so sparsam wie möglich ein. Nur bei der finalen Oberfläche kommt er um eine dünne Glasfasermatte, die mit Epoxidharz auf dem Paddleboard aufgebracht wird, nicht herum.


Mit Hingabe und Leidenschaft

Holz SUP Board

Gerald bezeichnet sich selbst gern als Genusshandwerker. Jeden Griff führt er mit Ruhe und Präzision aus. Wenn der Tischler über das Holz streicht, es aus jedem Winkel betrachtet und den Kopf hin und her wiegt, um alle Unebenheiten der Oberfläche zu erkennen, ist wahre Leidenschaft zu spüren.
Auch die Außenteile des SUPs fertigt er mit Hingabe. Sägt sie zurecht, schleift und prüft immer wieder mit kritischem Blick. Anschließend bringt er die Seitenteile, das Deck und die Bodenplatte an. Mit Schraubzwingen werden schließlich alle Teile zusammengehalten, damit der Kleber trocknen kann.
Dann steht das Finish des Holzkörpers an, Geralds Lieblingsarbeit: „Mit dem Handhobel und beim Schleifen arbeite ich direkt am Holz. So ein Werkstoff, der 80 Jahre lang gewachsen ist, hat eine unglaubliche Power, wenn du ihn in der Hand hast. Das fasst sich unheimlich gut an.“


Größer und stabiler, kleiner und agiler

Holz SUP Board

SUP-Boards in zwei Größen baut der Österreicher, die zwischen 15 und 17 Kilogramm wiegen:

  • Das eine misst etwa 4,30 Meter, ist besonders stabil und liegt ruhig im Wasser, da das große Volumen für eine hohe Tragkraft und einen perfekten Geradeauslauf sorgt.
  • Die kleinere, agilere Variante ist rund dreieinhalb Meter lang und lässt sich sehr dynamisch manövrieren.

Für heute hat Gerald Aichriedler genug gearbeitet, der Mondsee wartet. Er lässt sein SUP ins Wasser gleiten und steigt dann mit einem großen, sicheren Schritt aufs Brett. Kurz darauf ist er kaum mehr zu erkennen. Zu sehen sind nur noch der ruhige See und dahinter das mächtige Bergpanorama.