1. Worauf es beim Bohren ankommt
Zuhause werden Sie voraussichtlich am häufigsten Stein (z. B. Ziegel und Sandstein) oder Holz bohren. Aber auch andere Werkstoffe wie Keramikfliesen, Beton, Metall oder Kunststoff lassen sich mit den richtigen Bohrern problemlos bearbeiten.
Der richtige Bohrer fürs Material
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Holzbohrer erkennt man sofort an ihrem Dorn an der Werkzeugspitze. Sie fixiert den Bohrer im Holz und erlaubt so den beiden Schneiden, zunächst den Rand der Bohrung auszufräsen. Dadurch wird das Bohrloch glatt und präzise.
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Stein-/Betonbohrer bewältigen ihre anspruchsvolle Aufgabe dank einer Hartmetall-Spitze. Ebenfalls wichtig ist eine durchdachte Spiralnut – dank ihr kann das Bohrmehl gut abtransportiert werden und das Bohrloch verstopft nicht.
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Mit Metallbohrern bearbeiten versierte Handwerker Eisen, Kupfer, Messing und sogar Stahl. Die runde Spiralform mit den beiden scharfen Schneiden eignet sich aufgrund ihrer Form auch zum Bohren in harten Kunststoffen.
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Der Universalbohrer ist kein Spezialist in einem Fach, aber ein zuverlässiges Multitalent. Wie der Steinbohrer ist auch er mit einer Hartmetallspitze bestückt und die erste Wahl, wenn eine Materialmischung durchbohrt werden soll.
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Schälbohrer werden vor allem bei der Blechverarbeitung eingesetzt. Durch ihre kegelförmige Schneide ermöglichen sie das Ausbohren beliebiger Zwischendurchmesser. Dabei ist aber stets präzises Messen gefragt, um nicht zu viel Material abzutragen.
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Glas und Fliesen zu bohren, ist die Königsdisziplin im eigenen Zuhause! Umso wichtiger ist gutes Werkzeug. Zusammen mit einem Kühlmittel können Spezialbohrer mit geschliffener Hartmetallspitze Glas und Fliesen ohne Kollateralschäden am Material durchbohren.
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Mit einem Stufenbohrer lassen sich, anders als beim Schälbohrer, nur Bohrlöcher mit den vorgegebenen, abgestuften Durchmessern erzeugen – das aber zuverlässig und ohne Nachmessen. Außerdem sind die Bohrlöcher eines Stufenbohrers gerade, es entstehen also keine schrägen Bohrwände im Material.
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Eine Sonderform des Holzbohrers ist der Schlangenbohrer. Er wird immer dann eingesetzt, wenn besonders tiefe und umfangreiche Löcher gesetzt werden müssen. Die Zentrierspitze des Bohrers besitzt häufig ein Gewinde, die Spiralnut transportiert Holzreste hervorragend ab.
Betrachtet man einen Bohrer, findet man eingelassen in dessen Schaft meist einige wichtige Informationen zu seiner Materialzusammensetzung. Weit verbreitet ist etwa Chrom-Vanadium- Stahl (CV). Das beigemischte Chrom sorgt für verbesserte Härte, das Vanadium für erhöhte Zähigkeit. Carbonstahl (C-Stahl) bringt sehr gute Schärfe und Stabilität mit – hervorragend etwa für Holzbearbeitung. Bohrer für anspruchsvolle Aufgaben bestehen oft aus HSS. Das Kürzel leitet sich aus dem englischen Begriff „High Speed Steel“ ab, im Deutschen ist der Werkstoff als „Schnellarbeitsstahl“ bekannt. Einer der größten Vorteile von HSS ist seine enorme Hitzestabilität – selbst bei knapp 600 Grad Celsius behält der Bohrer seine Härte und erlaubt dadurch mehr als die dreifache Schnittgeschwindigkeit gegenüber konventionellem Werkzeugstahl.
Bohrwerkzeuge werden im Dreibackenfutter der Bohrmaschine an ihrem runden Schaft gehalten (links). Hammerbohrer hingegen haben einen genuteten Schaft, der beweglich im Futter des Bohrhammers gehalten wird, damit er in Längsrichtung schlagen kann.
Einer der wichtigsten Leistungsfaktoren eines Bohrers ist dessen Verbindung mit der Maschine. Ohne stabilen Sitz leidet die Kraftübertragung. Gängige Werkzeugaufnahmen sind der Zylinderschaft (zum Einspannen) und der Sechskant (zum Einstecken auch in einen Bohrschrauber). Profis schwören auf SDS und SDS Plus (im Bild rechts)! Hier ist der Bohrschaft genutet. Das erlaubt eine ideale Kraftübertragung bei werkzeuglosem Bohrerwechsel.
Obwohl der passende Bohrer fast wichtiger als die Maschine ist, sollte auch diese entsprechend gewählt werden. Die meisten (Akku-)Bohrschrauber und kleineren Handbohrmaschinen liefern eine Drehbewegung, die oft regelbar und über ein Mehrganggetriebe wählbar ist. Gebohrt wird im höchsten Gang. Schlagbohrmaschinen besitzen eine abschaltbare Schlageinrichtung für viele kurze Schläge. Die Schlagenergie wird vom Anpressdruck des Anwenders bestimmt. Ein Bohrhammer schließlich, der statt vieler kleiner wenige starke Schläge erzeugt und der pneumatische Antrieb den Anpressdruck des Anwenders ersetzt, liefert eine hohe Einzelschlagenergie – für das Bohren in Beton die ideale Methode.
Bevor Sie nun zur Bohrmaschine greifen: Überprüfen Sie zuerst mit einem Ortungsgerät, ob sich Leitungen in der Wand befinden. Ein kurzes Klopfen verrät Ihnen außerdem, was Sie vor sich haben: Dumpfe Töne gehen meist von einer Massivwand aus Beton oder Stein aus, hohle Geräusche von Gipskarton. Dann den richtigen Bohrer auswählen, die Lochtiefe darauf markieren (für Dübel ca. Dübellänge plus -Durchmesser), einen sicheren Stand einnehmen – und los geht's!
Achten Sie beim Bohren in Stein oder Beton darauf, den Bohrer unter Drehung herauszuziehen. Das verhindert ungewolltes Steckenbleiben, außerdem bricht so das Bohrloch nicht durch Verkantung aus. Reinigen Sie danach das Bohrloch mit einer kleinen Bürste von Rückständen.
2. Bohren in Stein
Bohrungen in Wandbaustoffen (Ziegel, Porenbeton, Trockenbauplatten, Sandstein und andere weichere mineralische Baustoffe) können Sie mit einem keilförmigen Steinbohrer mit eingelöteter Hartmetallspitze durchführen – mit etwas Geduld auch ohne Schlagwerk. In härteren Materialien (Vollziegel, Klinker, Kalksandvollstein) kommen Sie damit allerdings nicht weit. Hier müssen Sie das Schlagwerk zuschalten und einen Betonbohrer mit hammerfester Hartmetallspitze einspannen.
Bei Betonwänden und -decken kommt der pneumatische Bohrhammer mit passendem Hammerbohrer zum Einsatz. Dank fortgeschrittener Speichertechnik gibt es diese auch mit Akkuantrieb.
Beachten Sie: Ein leerer Joghurtbecher fängt das Bohrmehl bei Deckenbohrungen auf.
Beginnen Sie Bohrungen in der Wand generell mit abgeschaltetem Schlagwerk und geringer Drehzahl. Erst wenn der Bohrer festen Halt hat, erhöhen Sie die Drehzahl. Erzielen Sie keinen Bohrfortschritt, schalten Sie das Schlagwerk zu. Kommen Sie auch damit nicht weiter, besteht die Wand vermutlich aus Beton und nur ein Bohrhammer hilft weiter.
Beachten Sie: Wenn kein Bohrmehl aus dem Loch gefördert wird, ist das ein sicheres Zeichen, dass Sie auf einen Metallträger oder eine Armierung getroffen sind. Suchen Sie sich dann am besten eine andere Befestigungsposition.
3. Bohren in Keramikfliesen und Glas
Spezielle Glas- und Fliesenbohrer verfügen über eine exakt geschliffene, lanzenförmige Hartmetallplatte. Damit Sie beim Anbohren nicht abrutschen, körnen Sie den Bohrpunkt vorsichtig an (alternativ: Krepp-Klebeband oder Heftpflaster auf die zu bohrende Stelle kleben).
Perfekte Löcher mit ausrissfreien Randungen in Fliesen, Feinsteinzeug, Naturstein und anderen harten Steinwerkstoffen sind allerdings nur mit diamantbesetzten Bohrwerkzeugen möglich. Während der Bohrung ist es wichtig, den Bohrer kontinuierlich zu kühlen, um Beschädigungen und das Durchglühen des Kopfes zu vermeiden: Diamant-Nassbohrer müssen mit Wasser gekühlt werden; Diamant-Trockenbohrer können mit Kühlmittel gefüllt werden. Um außerdem die Belastung auf den Bohrkopf zu verringern, verwenden Sie einen Akku-Schrauber. Dieser erreicht geringere Drehzahlen als eine Bohrmaschine. Erst nachdem Sie die Fliese durchbohrt haben, spannen Sie den zum Wandbaustoff passenden Bohrer ein.
Beachten Sie: Bei Diamantbohrern keinesfalls die Schlagbohrfunktion verwenden.
4. Bohren in Holz
Damit inhomogene Holzwerkstoffe beim durchbohren entlang der Faser nicht ausreißen, besitzen Holzbohrer Außenschneiden, die die Fasern am Bohrlochrand kappen. Danach arbeiten sich erst die Hauptschneiden ins Material. Besonders glatte Wandungen und scharf abgegrenzte Ränder erhalten Sie bei Löchern bis 12 Millimetern Durchmesser, wenn Sie diese mit maximaler Drehzahl bohren.
Beachten Sie: Im Bild ist die Zentrierspitze gut zu erkennen, die sich ins Holz senkt und den Bohrer führt.
Müssen Sie das Holz komplett durchbohren, legen Sie eine Zulage aus Restholz unter. So vermeiden Sie den Ausriss von Fasern auf der Unterseite.
Soll der Schraubenkopf im Holz verschwinden, senken Sie das Loch an und drehen anschließend die Schraube ganz ins Material.
Wollen Sie senkrecht bohren, haben aber keinen Bohrständer zur Hand, verwenden Sie einen Schreinerwinkel zum Anpeilen.
Spezielle aufsteckbare Aufsätze dienen als Senker und Tiefenbegrenzer zugleich.
Größere Durchmesser für Sacklöcher oder Aufnahmebohrungen für Topfscharniere in Möbeln bohren Sie mit einem Forstnerbohrer (mit Bohrkronen bis 100 mm). Dieser Spezialbohrer hat nur eine kurze Spitze und kein Bohrgewinde. Das Loch entsteht durch spanabhebende Schneiden (meist 2, zuweilen auch 4 Schneiden), die seitlich um die Spitze herum angeordnet sind.
Verwenden Sie Forstnerbohrer in einer Tischbohrmaschine oder einer Handbohrmaschine im Bohrständer. Nur so wird die Bohrung exakt senkrecht. Bohren Sie dabei nur mit reduzierter Drehzahl und wenig Druck in Etappen – im Extremfall verbrennt sonst das benachbarte Holz und wird dunkel.
Müssen Sie bei einem Projekt ein kleines Bohrloch in einer größeren Sackbohrung herstellen, bohren Sie zunächst den größeren Durchmesser. Der kleine Bohrer greift dann ohne Probleme in der Mitte.
Umgekehrt ist das schon schwieriger, da die Spitze des Bohrers keinen Halt findet. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Bohren Sie das Loch in der entsprechenden Größe in eine Zulage aus Restholz und verwenden diese als Schablone – sie führt dann den Forstnerbohrer von außen.
Wenn das Loch nicht nur groß, sondern auch tief sein muss (z. B. für Durchgangsbohrungen und Vorbohren von Sparren und Pfetten), verwenden Sie einen Schlangenbohrer. Durch die spiralförmige Spitze lässt sich der Bohrer präzise ansetzen und zieht sich schnell und splitterfrei in das Werkstück. Durch die spezielle Schlangen-Spirale werden ein hoher Bohrfortschritt sowie ein guter Abtransport der Späne ermöglicht. Bohren Sie auch hier mit reduzierter Drehzahl und wenig Druck.
Wenn Sie ein schräges Loch bohren müssen, bohren Sie die Stelle zunächst senkrecht an. Nun findet der Bohrer Halt und Sie können die Maschine in den gewünschten Winkel bringen.
5. Bohren in Metall und Kunststoff
Metallbohrer sind an der Spitze kegelförmig und besitzen zwei scharfe Schneiden. Bei der Bearbeitung von Metallen bohren Sie grundsätzlich mit geringer Drehzahl. Kühlen Sie die Bohrstelle und den Metallbohrer außerdem während des Bohrens mit Wasser, Schneidöl, Bohrmilch oder notfalls auch mit Nähmaschinenöl.
Bevor Sie in Metall bohren, körnen Sie die Bohrstelle an. So greift die Schneide des Bohrers gut und rutscht nicht ab. Spannen Sie die zu bearbeitenden Werkstücke außerdem gut ein – das schützt vor Verletzungen.
Beachten Sie: Entfernen Sie nach der Bearbeitung alle Späne und vor allem scharfe Kanten, Auffaserungen oder Splitter – entgraten Sie das Werkstück. Dafür ist zum Beispiel eine Feile mit feinem Hieb gut geeignet.
Wie Sie außerdem Metall nieten, Gewinde schneiden, Kupfer oder Messing löten, Blechstreifen biegen oder abkanten erfahren Sie im BAUHAUS Ratgeber Metall bearbeiten.
Für das Bohren von Kunststoffen (z. B. Acrylglas) sind Kegelbohrer ideal: Der einschneidige Aufsatz verhindert zuverlässig, dass das Material an der Unterseite ausreißt. Alternativ können Sie auch einen Stahlbohrer verwenden. Bohren Sie mit diesem jedoch erst kurz in Beton – dadurch wird er abgestumpft und arbeitet in Plexiglas problemloser.
Bohren Sie Kunststoffe immer mit wenig Druck und bei geringer Drehzahl, damit möglichst wenig Reibungshitze entsteht. Als Kühlmittel reicht normales Wasser mit ein wenig Spülmittel, das Sie auf die Bohrwendel auftragen. Die beim Bohren in Plexiglas entstehenden matten Riefen werden mit etwas Öl wieder klar.
Beachten Sie: Ist der Span krümelig, war die Drehzahl zu hoch. Ein verschmolzener Span deutet auf eine zu geringe Drehzahl oder zu schwachen Vorschub hin.
6. Bohren mit großen Durchmessern
Reicht ein Forstnerbohrer beim Einbringen von Löchern in Holz nicht mehr aus oder müssen Sie große Durchmesser in andere Materialien bohren (etwa Unterputz- und Hohlwanddosen in Mauerwerk), helfen Lochsägen oder Bohrkronen. Letztere sind meist hartmetall- oder diamantbestückt, sehr stabil und präzise und im Schlagbohr- oder Hammerbetrieb für sehr harte Baustoffe geeignet. Allerdings benötigen Sie für jedes Maß eine eigene Krone.
Die Zahnung der Lochsägen mit wechselbaren Sägekränzen ist in der Regel für die Bearbeitung von Weichholz ausgelegt. Es gibt jedoch auch solche aus HSS-Bimetall (HSS = High-Speed-Steel, Schnellarbeitsstahl), hartmetall- oder diamantbetreute Lochsägen für Kunststoffe, hartes Holz und Metall beziehungsweise für Stein und Keramik.
Größere, frei wählbare Durchmesser können Sie mit Kreisschneidern herstellen. Genügt auch das nicht, kommt eine Oberfräse zum Einsatz, die Sie an einem Fräszirkel führen.
Bohren Sie große Durchmesser ebenfalls mit einer nicht zu großen Drehzahl und mit geringerem Andruck. Gegebenenfalls müssen Sie die Säge mit Leitungswasser beziehungsweise Schneidöl kühlen.
Bohrzubehör
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Die Bohrtiefe können Sie einfach mit einem Klebeband am Bohrer markieren (links). Komfortabler ist allerdings ein aufsteckbarer Tiefenbegrenzer – mit oder ohne Senker.
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Müssen Sie Reihenbohrungen anfertigen (z. B. im Möbelbau) empfiehlt sich der Einsatz einer Bohrschablone oder eines speziellen Lineals – der Dübelleiste. Bohrhülsen verhindern dabei, dass das Lineal beim Bohren beschädigt wird.
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Exakt ausrichten lässt sich der Bohrer mit Positionierhilfen.
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Ein Bohrmobil als Alternative zum Bohrständer erlaubt auch das Arbeiten in der Plattenmitte.